November

Der November sollte traurig sein und nass und grau. So steht es geschrieben. Und kalt, so diese knochenkriechende Kälte, die niemand mag und die einen auf das warme Zuhause oder Kneipe freuen lässt, wo es kuschelig ist, kalte Finger auftauen und trocknen und wo man, je nachdem eben wo man ist, einen heißen Grog nach Windgetöse am Strand oder aber einen warmen Kaffee bei Kuchen zu sich nimmt. Vielleicht mit Feuer im Kamin dazu …..

Aktuell ist es nicht so Lust auf Kaminfeuer machend. Es ist sonnig, jedenfalls nachdem die Nebel sich gelichtet haben, also gegen Mittag. So wie heute. Ich habe mir die Sonnencreme wieder ins Gesicht geschmiert mit LSF 50+ (neulich hatte ich das in Anbetracht der Jahreszeit vernachlässigt- oh oh!, meine Nase sah gleich aus wie eine Rumpelrübe) und dann sind wie in einen bunten Blätterwald gefahren. Na gut, eher gelb als bunt. Mit braun. Aber auf jeden Fall schön. Die Sonne zauberte schon auf dem Hinweg am Straßenrand Reflexe in den auch ohne Wind flatternden leuchtend gelben Blättern, so dass ich dachte, jeden Moment materialisiert sich etwas oder jemand aus den Straßenbäumen.
Ich hatte eine leichte Winterjacke an, die mich nicht beschwerte. Bei der Abfahrt war es noch etwas trübe. Trübe ist gleich nass ist gleich frisch. Oder kühl. Doch weit entfernt! Es war warm, etwa 17 °C. Nix mit Kühle. Ideale Wandertemperatur. Aber im November??? Und in Winterjacke???

In kurzärmeligen T-Shirts spazierten Väter mit ihren Familien im Wald herum, die reinste Völkerwanderung war das. Was allerdings bei dieser Art Forst auch verständlich ist. Es gibt dort einen wunderbaren Weg mit Erklärungen zu Fauna und Flora, in bunt und interessant und vor allem alle naselang ein Kletter- oder Turngerät für Kinder. So lernen sie Wald mit Freude zu verbinden.

Wir nahmen nach einer Weile einen von Familien offenbar gemiedenen Weg. Es wurde ruhig und himmlisch still, bis auf das Rauschen der entfernten Fernverkehrsstraße, welches nach einer Weile herüber drang.

Auf einem Baumstamm gab es nach einer Weile das selbstgebackene Winterbrot, welches auch bei dieser Wärme schmeckte, so mit Trockenfrüchten drin, herrlich. Einige alte Pilze sackten unter dem Laub zusammen, die Sonne schien schon tief durch die Blätter, obwohl es noch früher Nachmittag war, alles begab sich zur Ruhe.

Am Ende des Weges lag der städtische Ruheforst. Dort stehen Buchen und Eichen verschiedenen Alters. Kein grässlicher Grabschmuck, keine welken Blumen oder geharkten Wege, keine Mühsal, um sich erinnern zu müssen. Es darf sich erinnert werden und der Körper des Verstorbenen geht ungestört zurück in den Schoß von Mutter Erde. Der Geist ist wieder verbunden mit dem Großen Geist, mit der Quelle von allem, mit Gott oder dem Quantenfeld, wie auch immer man es nennen will.
Das spüren die Besucher, den Frieden.
Die Bäume rauschten.

Wir sind insgesamt 7 km gegangen. Und während dessen hatte ich wieder meine spinnerten Ideen von einer großen Wanderung. Vielleicht schaffe ich das ja doch …. …. Am Ende habe ich sogar den Rucksack getragen, wenn auch nur einige hundert Meter. Aber das ist ein Anfang. Und mein Rücken hat sich halbwegs artig benommen, er scheint ja das limitierende Etwas zu sein für den ganzen Plan.
Oder ich wandere mit einem Esel. Das habe ich schon mal gemacht. In Frankreich war das, vor 7 Jahren mit P. Das war toll. Der Esel kann dann mein Zeugs für einige Wochen Wanderung tragen. Vor allem Essen und Trinken.

Die Alpen wollte ich ja schon immer mal überqueren.
Dieses Jahr haben wir wegen Corona alles abgeblasen, wollten ja diese riesige Radtour von 1200km machen. Aber vermutlich hätte ich das gar nicht geschafft. Die Idee und Planerei geschah in einer langen Pause von Afatinib. Da geht´s mit mir immer durch und alte Energien und Wünsche tauchen als machbar auf …. und dann ist die Kraft immer wie wegblasen mit dem Medikament.
Die Stimmung auch oft, doch das lasse ich nicht zu.

Doch jetzt geht es mir bestens und das trotz Tabletteneinnahme (allerdings nicht so, wie es vermutlich soll, aber deutlich mehr als in den letzten Monaten!) Ich habe schon 6 Tage keine Bauchschmerzen gehabt!!!! Und bin nach der Tour heute auch nur kurz k.o. aufs Sofa geplumpst, aber nicht gleich den ganzen Tag dort liegengeblieben.
Ich freu mich so!!!

Zufall ist das nicht. Aber das wisst ihr ja alle….

Jetzt ist es schon nach 19 Uhr und Sonntag Abend. T. macht Schulzeugs. Sein Lehrerdasein ist deutlich präsenter als es sonst so ist.
Ich will mir noch etwas Neues zum Stricken raussuchen. Drei Hüte habe ich an den letzten Abenden gestrickt, aus dicker Islandwolle, und anschließend minimal zu heiß gewaschen, so dass es etwas filzt, danach in Form gezogen zum Trocknen, Papier reingestopft und die Krempe mit Nadeln extra fixiert und nun sind es Hüte so mit richtiger Hutkrempe und sehen sie toll aus.
Zwei sind Weihnachtsgeschenke und einer ist für mich.
Warm, wasserdicht und schick 🙂

Was stricke ich denn nu bloß?
Socken vielleicht?
Ich geh mal gucken, was ich noch so an Wolle hab …..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert